Zinalrothorn 4221m

Zinalrothorn 4221m

7.8.2016

"schwarzer Tag am Zinalrothorn"

Obwohl es zwei Tage zuvor noch bis zur Hütte geschneit hatte, trafen sich viele Bergsteiger in der Rothornhütte ein. Speziell daran: neben mir war nur ein italienischer Bergführer in der Hütte welcher auch das Zinalrothorn geplant hatte. Nicht etwa dass ich gegen führerloses Bergsteigen bin, ich bin ja auch immer so in die Berge gegangen und viele meiner Kollegen auch. Doch was ich am Gipfeltag erlebte war dann doch eine Nummer zu viel. Am Morgen bereits eine riesige Hektik in der Hütte, jeder wollte der Erste sein, obwohl bei den eisigen Verhältnissen ein bisschen Sonne wohl nicht Schaden konnte. Beide Führer-Seilschaften verliessen als Letzte die Hütte. Via Frühstücksplatz gings zum SE-Firngrat auf 3920m. Dort das grosse Zusammentreffen mit den anderen Seilschaften. Aufgrund der Schneeauflage war den meisten Bergsteigern der Weg zum Couloir nicht ganz klar und bei vielen herrschte ziemliche Überforderung. Zwei Sologänger, ein Italiener und ein Japaner waren schon fernab von der Originallinie, gefährdeten damit die Bergsteiger darunter. Es ging nicht lange machte der italienische Bergsteiger einen Abflug, sein sicherer Todessturz wurde jedoch durch das Seil einer unterhalb aufsteigenden 2er-Seilschaft im Couloir gebremst. Da hätten genauso gut gleich 3 Bergsteiger in den Tod stürzen können. Den meisten Seilschaften war dieser schreckliche Anblick genug und sie kehrten um. Der italienische Sologänger wurde ausgeflogen und mir wurde von den Anderen der Vortritt gelassen, da wohl niemand genau wusste wo die richtige Aufstiegslinie durchführt. Über die Begrenzungsrippe des Couloirs (Klebehaken 15-20m) erreichten wir in trockenem Fels die Gabel und anschliessend über die Binerplatten und Kanzel den Gipfel. Wir genossen das schönste Bergwetter und die tolle Aussicht. Den japanischen Sologänger trafen wir im Gipfelbereich, in Trainerhosen und ohne Steigeisen an den Füssen. Das Seil um den Hals und Hände gewickelt. Ich machte ihn noch aufmerksam auf seinen verantwortungslosen Begehungsstil, doch Einsicht war keine vorhanden.

Im Abstieg trafen wir dann auf den grossen Überforderungs-Stau bei der Kanzel und oberhalb der Biner-Platten. Anschliessend stiegen wir über die Rippe beim Couloir hinunter. Dann der zweite Schreck des Tages: Der Japaner stürzte vor unseren Augen über die Felswand 300m hinunter auf den Triftgletscher in den Tod. Ich alarmierte die Air-Zermatt, dann stiegen wir konzentriert zurück zum Firngrat und weiter zur Rothornhütte.

Fazit des Tages:  2 Sologänger welche beide abstürzten, davon 1 Toter, es hätten jedoch ebenso gut 4 Tote sein können an diesem Tag. Zudem: Viele Bergsteiger, welche sich total überschätzten und komplett überfordert waren mit den angetroffenen Verhältnissen. Schade um so einen schönen Bergtag und traurig für die Angehörigen des Verstorbenen. Dieser Bericht wurde bewusst veröffentlicht, vielleicht hinterfragen gewisse Alpinisten ihren Stil, mit dem sie in die Berge gehen.

 

Am Firngrat 3920m. Die Traverse zum Couloir mit viel Schnee.

Sonnenaufgang am Nadelhorn. Rechts sind Dom und Täschhorn

Der Japaner im Aufstieg fernab der Linie, irgendwo Richtung Kanzelgrat. Gefährdet sämtliche Alpinisten darunter in der Traverse. Wie man sieht sind die Felsen z.T. mit Wassereis überzogen.

Die Situation beim Couloir. Der Italienische Sologänger rechts oberhalb kurz vor dem Sturz. Darunter die Zweierseilschaft welche gleich im Couloir aufsteigt.

Letzte Begegnung mit dem tötlich abgestürzten japanischen Sologänger. Die Ausrüstung spricht für sich: Adidas-Trainerhosen, Seil um Hals und Hände, keine Steigeisen an den Füssen.

Am Gipfelgrat

Aussicht zum Matterhorn

Im Abstieg treffen wir auf die ersten anderen Bergsteiger bei der Kanzel. Absolute Überforderung.

 

Bergung des Toten

Ein weiteres Beispiel angetroffen am 29.8.16: ein Sologänger am Weissmies. Viele grosse Spalten und dünne Schneebrücken zieren im Spätsommer den Auf- und Abstieg. "Irgendjemand merkt dann schon falls ich verschwinde"

auch ein Kandidat

 

 


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Imsand Raphael Bergführer IVBV

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Goms

079'898'78'76