Gerental - DeepSeaBlues 7b+
29.9.2015 (mit Sebi)
..."im Goms kann man doch nicht klettern!"
So höre ich es immer wieder, wenn ich auf meine Heimat und ihre Klettermöglichkeiten angesprochen werde. Weit gefehlt: Mit dem Fieschertal und dem Klettergebiet "Herr der Ringe" in gibt es zwei Top-Gebiete in diesem Bezirk. Ich als Obergommer jedoch behaupte auch gerne, dass Klettergebiete wie das Eldorado, die Furka oder auch die Bedretto-Klettereien am Gallina, Manio oder Forcella zum "erweiterten" Goms gehören. So hat das Goms jedenfalls mehr Fels zu bieten, als manch einer zu denken glaubt. Ernen
Eine weitere, in Vergessenheit geratene Felswand befindet sich jedoch eindeutig im Obergoms, nämlich im Geretal. Viele Menschen verirren sich nicht in dieses Tal, ab und zu ein Strahler, der Kuh-Hirte oder im Herbst die Jäger. Da ist die Chance um einiges grösser, dass man auf eine Aspisviper trifft, welche hier sehr häufig sind. Die Wand versteckt sich weit hinten im Tal, am Fusse der Saashörner. Wer den langen Fussmarsch von Oberwald oder vom Geredorf auf sich nimmt, muss sich bewusst sein, dass es hier für Ottonormal-Kletterer nicht viel, oder wohl eher garnichts zu holen gibt. Die Routen in der Wand wurden alle von Beat Ruppen, Ken McMahon und Gefährten eröffnet. Ausser der "klassische" Geretalpfeiler.
Nachdem ich im Sommer mal für eine Reko ins Geretal gestartet bin, wollte ich unbedingt zurückkehren. Da Sebastian auch keinen anderen Vorschlag für den heutigen Tag bereit hielt, war unser Ziel klar. Nach Absprache mit Beat, nahmen wir eine Akkubohrmaschine mit, um allenfalls die ins alter gekommenen Stände etwas nachzubessern. Somit war unser Gepäck auch etwas schwerer als gewöhnlich bei einer Tagestour. Eigentlich hatten wir geplant in die Super-Gere einzusteigen, doch als sich uns die Sonne doch nicht zeigen wollte und es ziemlich kalt war, entschieden wir uns die Deep Sea Blues zu klettern.
Deep Sea Blues 7b+ (6c obl.) 6 Seillängen
- 1Sl. 6a: Wir wählten den Einstieg gleich bei der klassischen Pfeiler-Route. Zu Beginn etwas botanisch erreicht man einen Pfeilerkopf wo sich der erste Bohrhaken befindet. Ab hier wird die Wand kompakt.
- 2Sl. 6c: Sehr schöne Steilplatten-Kletterei mit vielen scharfen Käntchen und Strukturen
- 3Sl. 6a+: Zuerst über die Wand, dann an Rissen und Schuppen zum Stand.
- 4Sl. 7a: 50m Seillänge mit einer anhaltenden Kante/Verschneidung ab der Mitte. Hier mussten wir dem Einstieg, auf Grund eines Ausbruchs, eine neue Linie geben.
- 5Sl. 6a+: Dem schönen Untergriff-Riss entlang und anschliessend gerade hoch zum gemeinsamen Stand mit der Pfeiler-Route.
- 6Sl. 7b+: Schlussbouquet. Der schöne Riss zu Beginn (alles selbstabzusichern) endet 15Meter unterhalb vom Ausstieg. Ab hier warten einige ganz knackige Moves.
Nachdem wir doch recht viel Zeit in der Route verbracht hatten, machten wir uns ans Abseilen. Wir verpassten den Ständen noch je einen Inoxhaken mit Maillon und eine neue Aramidschlinge. Zudem setzten wir insgesamt noch 3Bolts, welche jedoch den Stil der Route nicht im Geringsten verändern. Sebastian putzte dann das Gröbste noch mit der Stahlbürste. Irgendwann werden wir, nach der jetzigen Vorarbeit, vielleicht noch sämtliche bestehenden Bohrhaken durch Inox-Bohrhaken ersetzen. Zuerst wird dann aber wohl der Route Super-Gere ein Besuch abgestattet.
Fazit: Moralisch anspruchsvolle Route in einmaliger, einsamer Umgebung. Zeitweise etwas Flechten auf dem Fels. Die letzte Seillänge könnte auch über die einfachere klassische Geretalpfeiler-Route umgangen werden. Danke Beat für die Tipps . Am besten sich nach dem Topo im alten Oberwalliser-Kletterführer von Beat Ruppen halten.
Chalt ischs...brrr
Sebi...
...dr ander Kamerad...
7a-Kante
Streck dich!
Hüere güät
7b+ Schluss
Aufgemotzt V1...da scheint sogar die Sonne
Hoppla, vorwärts, die Sonne geht bald unter
Geretal-Wand im letzten Sonnenlicht.
DeepSeaBlues
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